Als Grafik-Designerin verbringe ich viel, sehr viel Zeit am Computer und arrangiere Worte, die andere geschrieben haben und Bilder, die andere fotografiert haben zu Büchern, Zeitschriften, Prospekten und Flyern, die dann andere drucken. Irgendetwas fehlte mir immer, meine eigenen Sachen…
Im August 2015 habe ich – wieder einmal – meine Skizzenbücher durchgesehen, bestimmt 10 an der Zahl, eins wie das andere innen jungfäulich weiß und vollständig unangetastet. Ich liebe diese Bücher, ich könnte jeden Tag eines kaufen – und in den Schrank stellen. Die Angst, die schönen Bücher zu entweihen, indem ich es mit schlechten Zeichnungen oder krakelige Notizen fülle, hat mich jahrelang gehemmt. Ziemlich genau 22 Jahre lang.
Der zeichnerische Neubeginn begann mit dem IPad, genauer gesagt, mit einer Zeichen-App. Angefangen habe ich mit der App von Wacom, dann mit Paper 53 rumprobiert und ProCreate getestet. Endlich konnte und durfte ich weder zeichnen, ohne das schöne Papier zu zerstören, ohne die heiligen weißen Seiten zu entweihen. Ich war glücklich – ungefähr 2 Wochen lang. Dann fehlte mir wieder etwas: das Geräusch des Stiftes auf dem Papier, die Haptik des Papiers, die schmutzigen Finger, das Fließen der Farbe… und ich nahm mir ein Skizzenbuch aus dem Schrank.
Und so habe ich es doch noch geschafft, endlich anzufangen.
Inzwischen zeichne ich beim Frühstück, vor dem Fernseher, beim Spazierengehen mit den Hunden, in den Pausen, vor dem Computer, im Wartezimmer des Augenarztes, bei Zeichentreffs in Freiburg und Stuttgart und einfach nur so wann immer ein wenig Zeit bleibt.